Ginsemer Anekdoten

(von: Georg Dauborn - * 13.05.1899, † 02.10.1975)

Copyright: J.Westhauser, Davi Sales-fotolia.com

Der neugierige Herr Amtsgerichtsrat

Ein bekannter Ginsheimer war wohl der Schmitt-Michel. Ich nehme an, dass der Name von seinem Beruf als Schmied herrührte und er von Haus aus schon ein sehr derber Geselle war, der oft wegen Meinungsverschiedenheiten
in Streit geriet und der auch am Amtsgericht Groß-Gerau wegen manchem, ihm angehängten Prozess, eine bekannte Persönlichkeit war.

Ein alter, schon pensionierter Gerichtsrat hatte nun den Wunsch, besagten Schmitt-Michel in seinem Element zu beobachten und so recht schimpfen zu hören.

Er fragte daher den Ginsheimer „Polizeidiener“, der ja am Groß-Gerauer Gericht auch oft zu tun hatte, wie man solches bewerkstelligen könnte , und erhielt zur Antwort: „Do geh’n se nor mol gege Owend in die Wertschaft vom Zimmermann, dort werrn se de Michel bestimmt finne. Im Verlauf des Gesprächs brauche se ihn mor mol zu froge, warum er so dorch die Nas babbele det!“

Der Schmitt-Michel hatte leider diesen eigentümlichen Sprachfehler. Nun ergab sich auch bald einmal ein Zusammen-treffen der beiden in der kleinen Gaststube, und bei der angeregten Unterhaltung kam dann auch unvermittelt die Frage des Amtsgerichtsrates: „Herr Schmitt, warum sprechen Sie denn nur so durch die Nase?“ Postwendend kam dann auch die Antwort: „Ei weil ich durch de ‚A….‘ net babbele kann, Du Flabsch!“

Wobei er den menschlichen Körperteil benannte, den Goethes „Götz“ auch bei nicht besonders theaterfreudigen Menschen so bekannt gemacht hat. Der Herr Amtsgerichtsrat soll damit, wie man sagte: „Bestens bedient gewesen sein“.

Georg Dauborn