Chronik
Ginsheimer Schiffsmühlen, von denen Ende des letzten Jahrhunderts noch 17 Stück vor der Nonnenaue und der Langenaue vor Anker lagen, waren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Ginsheimer Bürger.
die letzte Ginsheimer Rheinschiffsmühle (1930)
Es hat Zeiten gegeben, da wurden von Ginsheimer Schiffsmüllern über 200.000 Zentner Getreide gemahlen.
Diese immense Mengen an Getreide stammten natürlich nicht nur aus der Ginsheimer Gemarkung: Landwirte aus dem gesamten Ried brachten ihr Getreide zum Mahlen nach Ginsheim.
Da in trockenen Jahren die Bäche im Ried und im vorderen Odenwald fast ausgetrocknet waren und dort nicht mehr genug Wasser um Antrieb der Mühlräder vorhanden war, hatten zu diesen Zeiten die die Ginsheimer Schiffsmüller Hochbetrieb, denn der Rhein führte immer genügend Wasser.
Doch nicht nur die Ginsheimer Schiffsmüller provitierten von den Schiffsmühlen:
da viele Bauern von weit her ihr Getreide zum Mahlen nach Ginsheim brachten und das Mehl nach dem Mahlen wieder mitnehmen wollten, besuchten Sie in dieser Zeit eine der vielen Ginsheimer Gaststätten, wo was getrunken und was herzhaftes gegessen wurde.
Doch auch Ginsheimer Handwerksbetriebe wie die Schmiede, die Wagner und die Schreiner profitierten davon und Ginsheim war in den vergangenen Jahrhunderten eine recht wohlhabende Gemeinde.
Folgende Ginsheimer Bürger waren um die Jahrhundertwende Mühlenbesitzer:
Georg Rauch IV., Christoph Krug, Philipp Stahl I., Georg Stahl IV., Viktor Hübmer, Georg Maus, W. Mähn, Philipp Schrepfer, Friedrich Fischer, Johann Reinheimer I., Wilhelm Werner, Philipp Ittner, Johann Ittner I., Johann Rauch, Nikolaus Guthmann, Karl Volz, Johann Merten, Nikolaus Hübner jr., Georg Stahl jr.
Wann in Ginsheim die 1. Schiffsmühle betrieben wurde, weiß man nicht mehr genau.
Bekannt ist jedoch, dass bereits im Jahre 1704 mehrere Schiffsmühlen betrieben wurden.
Freiherr von Schrautenbach, der zu dieser Zeit einen Gutshof am südlichen Altrhein bewirtschaftete, bekam damals die Genehmigung, "eine Rheinmühle bei den bereits vor Ginsheim liegenden Schiffsmühlen zu errichten".
Bis zum Bau des Steindamms 1838 ankerten die Schiffsmühlen im heutigen Altrhein umittelbar vor Ginsheim.
Der Altrhein war bis zu diesem Zeitpunkt noch ein Arm des Hauptstromes, durch den der Großteil des Schiffsverkehrs lief. Da dieser Schiffsverkehr ständig zunahm, wurde dieser Rheinarm zu schmal.
Der größere und breitere Rheinarm (der heutige Großrhein) zwischen der Nonnenau und dem Laubenheimer Ufer war jedoch zu flach und der Schiffsverkehr wich daher auf den kleineren, jedoch tieferen Rheinarm aus.
Aus diesen Gründen wurde 1838 der Steindamm erbaut und der zu flache Rheinarm wurde ausgebaggert.
Damit floß nun mehr Wasser durch den breiteren Rheinarm, hatte jedoch zur Folge, dass der kleinere Rheinarm (heutiger Altrhein) vor Ginsheim keine Strömung mehr hatte und sich die großen Räder der Schiffsmühlen nicht mehr drehten.
Um den Fortbestand der Rheinmühlen zu sichern, wurden diese in den neuen Hauptstrom vor der Nonnenau und der Langenau verlegt.
Lediglich in den Wintermonaten wurden sie zur Überholung zurück in den Altrhein gebracht.
Obwohl sich nun die Mühlen wieder drehten, wurde die bisher schon schwere Arbeit der Müller noch schwerer.
Das Getreide mußte nun vom Altrheinufer mit sog. Mühlnachen, welche mit bis zu 100 Zentnern Getreide beladen wurden, durch den Altrhein, um die Rabenisel herum und dann gegen den Strom zu den Schiffsmühlen gerudert werden.
Das waren (einfach) ca. zwei Kilometer und Abends musste dann das Mehl auf dem gleichen Weg wieder zurück an das Altrheinufer gebracht werden.
Um den Müllern ihre Arbeit zu erleichtern, wurde 1889 der sog. Mühlkanal[1] gebaut: ein Durchstich zwischen der Nonnenau und der Rabeninsel. Damit wurde der Weg der Müller um ca. 1 Kilometer verkürzt.
Es gab 2 Arten von Schiffsmühlen: die eine Art besaß seitlich 2 Räder, die getrennt oder vereint arbeiteten.
Die andere Art bestand aus einem Hausschiff mit der Mühle und dem sogenannten Wellschiff, auf dem das eine Ende des Mühlenwellbaumes auflag, während sich das Wasserrad auf dem Wellbaum zwischen Wellschiff und Hauptschiff drehte.
Die erste Art mit den seitlichen Rädern waren mehr in der Elbe, die mit dem Wellschiff mehr auf dem Rhein anzutreffen.
Bedingt durch die Dampf- und späteren Motorschiffe und die Regulierung der Flüsse waren die Schiffsmühlen irgendwann einmal nicht mehr rentabel und verschwanden von den deutschen Flüssen.
Lediglich bei Ginsheim und bei Nackenheim hielten sich solche Mühlen bis in unser Jahrhundert.
Die letzte Mühle bei Ginsheim stellte ihren Betrieb 1929 ein.
Diese letzte Schiffsmühle, die noch auf einem deutschen Fluß arbeitete, war von der Gernsheimer Firma Gebrüder Doflein erbaut worden. Die Besitzer waren die Ginsheimer Georg Stahl und Karl Volz.
Nachdem diese letzte Mühle 1929 nicht mehr rentabel arbeitete, verankerte sie der damalige letzte und einzige Besitzer Georg Stahl am Ginsheimer Ufer, wo sie demontiert und als Schrott verkauft werden sollte.
Als die Regierung des damaligen Freistaates Hessen davon erfuhr, kaufte sie der Staat und stellte sie unter Denkmalschutz.
Sie wurde in den Mainzer Winterhafen transportiert. Dort wurde sie leider im 2. Weltkrieg Opfer eines Bombenangriffs.
Nach dem Krieg wurde der Schiffskörper noch einmal gehoben und eine Holzbaracke darauf errichtet, die in den ersten Jahren nach dem Krieg als Kohlenbüro diente.
Am 05.03.2008 wurde der "Verein Historische Rheinschiffsmühle Ginsheim e.V." gegründet.
Der Zweck des Vereins besteht aus dem Wideraufbau einer historische Rheinschiffsmühle und den späteren Betrieb dieser Anlage als Museum.
Am 29.09.2011 wurde nach gut 5 Monaten Bauzeit eine neue Schiffsmühle in Ginsheim an der Natorampe verankert.
Weitere Informationen zu dem "Verein Historische Rheinschiffsmühle Ginsheim e.V." und der neuen Schiffsmühle erhaltet ihr unter der folgenden Adresse:
http://schiffsmuehle-ginsheim.de/
Hinweise:
Chronik von Ginsheim-Gustavsburg von 1976
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