Die Ginsheimer Freiwillige Feuerwehr


Feuerwehr-Umzug Mai 1931

 

Vorwort

Der Kampf des Menschen gegen das Feuer ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Früher wurden die Häuser noch durch (teilweise offene) Holzfeuerungen beheizt und die Räume wurden mit Kerzen oder Laternen beleuchtet. Schlug bei einem Gewitter ein Blitz in ein Fachwerkhaus, so brannte dieses in kürzester Zeit lichterloh.

Turnvereine übernahmen am der Mitte des 19. Jahrhunderts in vielen Gemeinden die Löscharbeiten, Freiwillige Feuerwehren gab es noch nicht.

In Ginsheim wurden jedoch schon zur damaligen Zeit die Brände von den Bürgen selbst gelöscht und es entstanden Feuerwehren, die sich in Vereinen organisierten und Bürger für die Bekämpfung der Brände ausbildeten.

1881: Gründung der Freiwillen Feuerwehr Ginsheim

Am 3. Mai 1881 rief der I. Beigeordnete im Ginsheimer Gemeinderat, Philipp Rauch I., zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr auf. An diesem Tag treffen sich 49 Ginsheimer Männer im damaligen Rathaus in der Hauptstraße (heutiges Heimatmuseum) und gründen die Freiwillige Feuerwehr Ginsheim.

Die damalige Ausrüstung der Feuerwehrleute bestand aus Löscheimern aus Leder, Äxten und Einreißhaken. Bereits im Gründungsjahr wurde eine große, zweirädrige Feuerspritze angeschafft, zu deren Bedienung 20 Mann nötig waren.

Die ehrenamtlichen Brandschützer wählen Philipp Rauch I. zum Kommandanten gewählt. Er bleibt in diesem Amt bis 1892, wo er zum Bürgermeister von Ginsheim gewählt wird. Die weiteren Ämter werden wie folgt vergeben:

  • Zugführer und zweiter Kommandant: Peter Schneider
  • weitere Zugführer: Johannes Kirschner, Adam Wolf
  • Kassierer: Philipp Mathes
  • Spritzenmeister: Adam Dauborn und Adam Kirschner
  • Rottenführer: Adam Hübner VII., Johannes Traupel, Philipp Hauf

Die erste Feuerlöschordnung

1881 wurden die Aufgaben der Feuerwehr und der Bürger in der „Ginsheimer Feuerlöschordnung“ präzise geregelt. Bezüglich eines Feueralarms heißt es im Kapitel „Bestimmungen bei Bränden im Ort“ der Feuerlöschordnung: „Der Glöckner oder ein Feuerwehrmann hat ungesäumt das gewöhnliche Feuerzeichen mit der Glocke zu geben.“

Der Alarm wird durch Einsatzkräfte weiter gegeben: „Die Signalisten haben, sobald die Brandglocke anschlägt, oder sie das Feuer selbst gesehen haben, Alarm in den Straßen zu blasen und sich sodann zu ihrem Zug auf den Brand-
platz zu begeben.“

Letzteres gilt für alle Feuerwehrleute: „bei dem ersten Lärmzeichen hat die ganze Mannschaft in vollständiger Ausrüstung an den betreffenden Localen der Feuerlöschgeräte sich zu sammeln, diese gehörig in Ordnung zu bringen und dann erst zur Brandstätte zu eilen, damit sie, daselbst angekommen, sogleich zur Dienstleistung befähigt ist.“

Für den Wassertransport gab es einen Bonus

Natürlich wurde auch der Wassernachschub geregelt: von allen Ginsheimer Einwohnern, die Fuhrwerke und Wasser-
fässer besitzen, werden 6 Einwohner für den Hilfsdienst bestimmt. Es war außerdem lohnenswert, möglichst schnell am Einsatzort zu sein: der erste, der am Brandort eintraf, erhielt von der Gemeinde 5 Mark, der zweite 3 Mark und der dritte 1 Mark aus der Ortskasse. War der Brand außerhalb Ginsheims, wurde mit der Fahrspritze und einem Mannschaftswagen ausgerückt. Auch diese Dienste wurden den Gespannen vergütet.

Einen Brand im eigenen Haus durfte von den Bürgern nicht verschwiegen werden. Auch eigene Löschversuche waren untersagt. Bei Bränden in der Nacht mussten die Bürger mit Lampen und Lichtern der Feuerwehr den Weg zur Brand-
stätte weisen.

Vorreiter in der Mainspitze

das alte Spritzenhaus in der Stegstraße 1

Ginsheim war mit der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr Vorreiter in der Mainspitze. Die benachbarten Feuerwehren wurden erst deutlich später gegründet: 1899 die MAN-Werk-
feuerwehr, 1905 die Feuerwehr in Bischofsheim und erst 1963 die Freiwillige Feuerwehr in Gustavsburg.

Leider war für die Ausrüstung der Feuerwehrleute in der kleinen Ginsheimer Gemeinde nicht viel Geld vorhanden.

Zwar war eine große Feuerspritze, für deren Bedienung 20 Mann nötig waren, vorhanden und es wurde auch noch eine kleinere, 2-rädrige Spritze angeschafft.

Die Anschaffung eigener Uniformen konnte jedoch erst nach der Spende einiger Feuerversicherungen realisiert werden.

Das Gerätehaus befand sich damals im alten Spritzenhaus, Stegstraße 1 und geübt wurde auf dem alten Turnplatz des Turnvereins in der Stegstraße (heutige Wohnhäuser Stegstraße 27, 29, 31 und 33).

Die Anschaffung eines neuen Trommelfells im 1898 weist darauf hin, dass zur damaligen Zeit auch ein Musikzug existierte. Dokumente aus den 50-er Jahren weisen jedoch darauf hin, dass Ende der 1950-er Jahre die Freiwillige Feuerwehr kein eigenes Orchester mehr hat.

Auswärtige Einsätze und eine neue Überlandspritze

Da die Freiwillige Ginsheimer Feuerwehr auch bei auswärtigen Bränden zu Hilfe gerufen wurde (so wurden z.B. in Astheim mehrere Großbrände bekämpft), wurde 1884 eine neue vierrädrige „Überlandspritze“ angeschafft. Diese Neuanschaffung wurde durch die Aachener und Münchener Feuerversicherung (150 Mark) und durch die Gemeinde Ginsheim finanziell unterstützt.

Brandhilfsverband und Pflichtfeuerwehr

4-rädrige Überlandspritze von 1904

Gemäß der Feuerlöschordnung des Großherzoglichen Kreisamtes Groß-Gerau von 1892 arbeitet die Ginsheimer Feuerwehr bei auswärtigen Einsätzen mit den Brandschützern anderer Gemeinden zusammen. Ginsheim bildet nach dieser Vorschrift zusammen mit Bischofsheim, Bauschheim und Rüsselsheim einen gemeinsamen Brandhilfsverband.

Anschaffung einer neuen Leiter und Umzug ins neue Gerätehaus

Im Juni 1899 erhält die Ginsheimer Feuerwehr eine auf 17 Meter ausziehbare mechanische Leiter, welche von der Firma Justus Braun aus Nürnberg hergestellt wurde.

Diese Anschaffung lohnte sich, zumal diese Leiter noch bis 1966 im Einsatz war.

Unterstützt wurde diese Neuanschaffung durch die Elberfelder Feuerversicherung und den Vorläufer der MAN, der Brücken-
baugesellschaft in Gustavsburg.

Da das alte Spritzenhaus zu klein für die ständig wachsende Ausrüstung wurde, entschloss sich die Gemeinde zum Bau eines neuen Gerätehauses an der Schule in der Schulstraße (heutiges Rathaus).

Rechtzeitig zur Einweihung des neuen Gerätehauses wurden die Brandschützer mit 50 neuen Uniformen von der Firma Müller aus Offenbach (754,10 Mark) eingekleidet.

1906: Das 25-jährige Jubiläum

das neue Gerätehaus in der Schulstraße

1906 konnte die Ginsheimer Feuerwehr ihr 25-jähriges Jubiläum feiern. Der Höhepunkt dieser Feier war die Weihe
des neuen Banners am 04. Juni 1906.

Diese Feuerwehrfahne ist bis heute (2012) das Wahrzeichen der Ginsheimer Wehr.

Da an diesem Fest alle teilnehmen sollten, machte die Feuer-
wehr dem Festwirt zur Auflage, dass ein Glas Bier nicht mehr als 12 Pfennige kosten durfte.

Zum Vergleich: in der Jahreshauptversammlung 1906 wurde festgelegt, dass derjenige, der eine Übung versäumte, 20 Pfennig Bußgeld (Führungspersonen 50 Pfennig) zu zahlen hatte.

Gemäß der Chronik von 1938 fand die Feier am 4. + 5. Juni 1906 im Bansen statt, wo die Feuerwehr ein großes Festzelt aufgeschlagen hatte. Eröffnet wurde das Jubiläum bereits am 3. Juni mit einem Fackelzug der Ginsheimer Ortsvereine.

Sonntags erfolgte bereits um 7 Uhr eine große Feuerwehrübung und nachmittags ein zweiter Festumzug. Montags darauf fand ein Frühschoppen statt mit anschließendem „lustigem Treiben bis in die frühen Morgenstunden“.

1907 - 1913: Großbrände, neuer Kommandant, neue Spritze

1907 erhalten die Einsatzkräfte 6 neue Uniformen vom Ginsheimer Schneidermeister Mendler. 1908 werden Brände in Bauschheim und auf der Langenaue von der Ginsheimer Feuerwehr gelöscht. 1910 wird Joseph Meixner zum neuen Kommandanten gewählt.

1911 eilt die Ginsheimer Wehr zu einem Großfeuer bei OPEL in Rüsselsheim. In der Chronik von 1938 heißt es: „Der Ginsheimer Feuerwehr verweigerte der damalige Portier Gimbel die Einfahrt, somit war der Wehr die Beteiligung am Brand unmöglich gemacht.“

1913 wird von der Gemeinde Ginsheim eine neue, vierrädrige Spritze gekauft. Die sogenannte „Spritze 2“ wird am
5. Oktober der Wehr übergeben und bei einer Übung vorgestellt, an der auch die Pflichtfeuerwehr teilnahm. Diese Pflichtfeuerwehr bestand parallel zur Freiwilligen Feuerwehr bis zur Weimarer Republik.

1914: Erster Weltkrieg

Die meisten Aktiven (damals 25) der Ginsheimer Wehr wurden beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 als Soldaten eingezogen, drei davon fielen im Krieg. Alle, die zurück bleiben, müssen für eine wöchentliche Entschä-
digung von der Gemeinde von 2 Mark Feuerwache halten.

1921: 40 Jahre Ginsheimer Feuerwehr

Am 3. Juli 1921 feierte die Ginsheimer Feuerwehr zusammen mit dem Kreisfeuerwehrtag ihr 40-jähriges Bestehen. Die Feier findet im Saalbau Meixner (Neckarstraße) statt. Im gleichen Jahr werden zwei Schlauchpritschen bei dem Ginsheimer Wagner Adam Dauborn erworben.

1923-1925: Inflation und Währungsreform

1923 steigt das Vereinsvermögen durch die Inflation bis auf 345.043.807,33 Reichsmark an, jedoch besitzt dieses Vermögen keine Kaufkraft mehr und mit der Währungsreform ist das Geld endgültig verloren.

Da auch die Gemeinde kein Geld mehr hat, können 1925 lediglich die schlechtesten Feuerwehrröcke für 500 Reichs-
mark gegen neue Uniformen ausgetauscht werden.

Dank einer Stiftung von Wilhelm Kölsch, Kreisfeuerwehr- Inspektor aus Mainz und Mitglied der Ginsheimer Wehr, erhält die Feuerwehr einen Schlauchwagen samt Verbindungsstücken sowie eine Tragbahre.

1926: Sterbeversicherung

1926 schließt die Ginsheimer Feuerwehr eine Sterbeversicherung für Ihre Mitglieder beim „Deutschen Herold“ ab. Für 17 Pfennig monatlich erhalten die Angehörigen im Todesfall 100 Mark.

Nach der Eingemeindung von Ginsheim nach Mainz tritt die Ginsheimer Feuerwehr 1930 der Feuerwehr-Sterbekasse des Kreisverbandes Mainz bei. Da diese genossenschaftlich organisiert ist, erhalten die Angehörigen im Todesfall jetzt 400 Mark, der Mitgliedsbeitrag beträgt 30 Pfennig pro Sterbefall. Die Versicherung beim „Deutschen Herold“ wurde wieder aufgehoben.

1927-1928: Vergütung der Feuerwehrleute, Umbau des Gerätehauses

Im Juni 1927 wird für Auswärtseinsätze folgende Vergütung für die Feuerwehrleute entschieden: 12 Reichsmark ins-
samt für die ersten beiden Stunden, für jede weitere Stunde 2 Reichsmark.

1927 bemängelt der Kreisbrandinspektor, dass die Ginsheimer Feuerwehr keinen Gerätewagen besitzt. Auch das zu kleine Spritzenhaus wird bemängelt, da in diesem auch noch der Leichenwagen und im Winter noch der Postbus untergestellt wurde. Durch den Platzmangel mussten die Feuerwehrleute einzelne Geräte bei sich zu Hause abstellen.

Das Gerätehaus musste also vergrößert werden. Am 1. April 1928 wurde der erste Anbau eingeweiht. Nun konnte auch die mechanische Leiter im Gerätehaus untergestellt werden.

1929-1930: Ginsheim erhält eine Wasserleitung, Ginsheim wird nach Mainz eingemeindet

1929 erhalt Ginsheim eine Wasserleitung. Hierdurch wird die Wasserversorgung bei Bränden erheblich verbessert. Im Februar 1929 rettete die Ginsheimer Wehr das Dampfboot Ihrig, das im zugefrorenen Rhein zu versinken drohte. Mit dem Einsatz von 3 Pumpen konnte dies verhindert werden.

1930 wird Ginsheim nach Mainz eingemeindet. Dies erforderte einen Wechsel vom Kreisfeuerwehrverband Groß-
Gerau zum Kreisfeuerwehrverband Mainz.

1931: 50-jähriges Jubiläum

50-jähriges Jubiläum der Ginsheimer Feuerwehr

Die Jubiläumsfeier fand im Saalbau der Gaststätte Meixner in der Neckarstraße statt. Die damals 15-jährige Katharina Traupel trug damals beim Festakt den Prolog auf der Bühne vor.

Mein Vater (Anm.: Philipp Traupel, späterer Feuerwehrkomman-
dant) war immer einer der ersten Feuerwehrleute am Gerätehaus
erzählte Katharina im Gespräch 2006.

Die Familie wohnte in der Hauptstraße und hatte daher einen besonders kurzen Weg bei einem Alarm. Philipp Traupel legte besonderen Wert darauf, im Brandfall sofort losstürmen zu können: Die Uniform durfte nie im Schrank hängen, sondern musste sofort griffbereit sein, erinnert sich die 90-jährige (im Jahr 2006) alte Ginsheimerin.

Wenn es brummt, nannte der Vater den Feueralarm, als bereits die Sirenen in Ginsheim eingeführt sind.

alter Ortsfunk in der Elisabethenstraße 27

Aber Katharina kann sich auch noch an Feueralarme durch den Bläser und an Durchsagen im so genannten Ortsfunk erinnern.

Dieser Ortsfunk bestand damals aus einem Netzwerk von Lautsprechern, die mit Hilfe von Kabeln mit einer zentralen Sendestation verbunden waren.

Noch heute hängen an einigen Ginsheimer Häusern (z.B. in
der Elisabethenstraße 27) diese Lausprecher, auch wenn Sie mittlerweile ohne Funktion sind.

1931 wurde jedoch noch mit einem Horn alamiert. Da jedoch, speziell bei nächtlichen Einsätzen, dieses Trompetensignal
nicht von allen Feuerwehrleuten gehört wurde, drängte die Feuerwehr auf die Anschaffung einer Sirene.

1933-1944: NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

1933 ändert sich die Lackierung der Feuerwehr-Fahrzeuge von rot auf dunkelgrün und die gesamte Feuerwehr Deutschlands wird der Polizei unterstellt.

Tragktaftspritze (TS) 8 (Urheber: Garbe Ronny - Lizenz: GNU-Lizenz für freie Dokumentation)

Tragkraftspritze (TS) 8 [Bildnachweis]

Der damalige zweite Kommandant, Philipp Traupel, erhält am 10. August die schriftliche Mitteilung, dass die Feuer-
wehr wie alle anderen Vereine gleichgeschaltet werde. Der gesamte Vorstand legte daraufhin sein Amt nieder. Philipp Traupel wird neuer Kommandant der Feuerwehr und er begleitet dieses Amt bis 1939.

In den Kriegsjahren übernimmt Friedrich Hölzer das Amt des Kommandanten (1939-1945). Obwohl Ginsheim in den ersten Kriegsjahren von Bombentreffern verschont blieb, fand in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 fand ein schwerer Bombenangriff (Brandbomben) alliierter Flugzeuge auf Ginsheim statt.

In dieser Nacht werden 22 Scheunen, 20 Ställe, 3 Wohnhäuser und die evangelische Kirche zerstört. Die ganze Seite der Rheinstraße in Richtung Damm brannte lichterloh.

In dieser Zeit wurde die Ginsheimer Feuerwehr immer wieder zu Einsätzen in die benachbarten Orte (Mainz, Kastel,
Mombach, Gustavsburg und viele weitere Orte) gerufen. In den letzten Monaten des Krieges erhält die Ginsheimer Feuerwehr von der Mainzer Berufsfeuerwehr ein schweres Löschfahrzeug vom Typ LF 25.

Dieses Fahrzeug wird später an die MAN in Gustavsburg ausgeliehen. Als es wieder zurück gegeben wurde, war es
ein vollständig unbrauchbares Wrack, außerdem fehlte fast das gesamte Zubehör.

1945: der Neubeginn nach dem Krieg

Nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen wurden alle Vereine verboten. Hiervon war auch die Feuerwehr betroffen. Da jedoch immer wieder Brände ausbrachen, wurden die Freiwilligen Feuerwehren wieder aktiviert.

Das LF 25 der Freiw. Feuerwehr Ginsheim

Im Oktober 1945 stellt sich die Ginsheimer Feuerwehr unter der Leitung des 1. Kommandanten Justus Rauch II. neu auf.

Die neue Feuerwehr bestand aus 33 aktiven und 43 inaktiven Kameraden.

Die ersten Übungen wurden in ziviler Kleidung durchgeführt. Einige Zeit später wurden die Uniformen von den Besatzern wieder erlaubt.

Wie die Feuerwehrchronik von 1981 beschreibt, war die Aus-
rüstung zu dieser Zeit desolat: von den Geräten, die vor dem Ersten Weltkrieg angeschafft wurden, existierten nur noch wenige, außerdem noch 2 alte Motorspritzen (TS 8) und das stark reparaturbedürftige Löschfahrzeug LF 25.

Trotz seines schlechten Zustandes bildete der LF 25 eine wichtige Basis für den Wiederaufbau der Ginsheimer Feuerwehr in den folgenden Jahren.

1948-1949: Reparaturen am Löschfahrzeug LF 25, Treibstoff-Rationierung

1948 wurde der LF 25 bei der Daimler-Benz AG in Mannheim gewartet. Die daraus resultierenden Kosten von ca. 300 Mark musste die Gemeinde in 2 Raten begleichen. Die Einstellung des Motors kostete außerdem 44,15 Mark.

1949 folgte eine weitere Reparatur, die ca. 500 Mark kostete. Nach Kriegsende erfolgte dann eine grundlegende Fahrzeug-Sanierung bei der Firma Metz in Karlsruhe.

Die Ginsheimer Feuerwehrleute waren stolz auf Ihr LF 25. Für eine Dorffeuerwehr war dieses Fahrzeug eigentlich zu groß. Jedoch war er der einige Wagen seiner Art, der in dieser Zeit bei einer Freiwilligen Feuerwehr in Hessen ein-
gesetzt wurde.

Der Bürgermeister der Doppelgemeinde, Walter Reichert, schränkt 1949 den Treibstoffverbrauch der Ginsheimer Feuerwehr bei Übungen ein: statt, wie in der Vergangenheit, über 100 kg Diesel standen ab sofort nur noch 10 kg
pro Monat für Übungen zur Verfügung. Außerdem musste nun auch noch ein Fahrtenbuch geführt werden.

Der Streit über den Treibstoffverbrauch eskaliert im Dezember 1950. Am 16. Dezember gibt Kommandant Justus Rauch und seine Wehrführung bekannt, dass sie mit Wirkung vom 15. Januar 1951 von ihren Ämtern zurücktreten.

Anlass zu unserem Entschluss gibt das Misstrauen unseres Herrn Bürgermeisters Reichert, Gustavsburg, zu unserer Feuerwehrführung. Schon seit Mitte des Jahres 1949 bemühen wir uns, eine Aussprache herbeizuführen, welche aber bis zum heutigen Tag nicht stattfinden konnte, da der Herr Bürgermeister unseren wiederholten schriftlichen Einladungen leider nicht gefolgt ist.

Glücklicher Weise kommt es dann doch noch zu der verlangten Aussprache und einer Testfahrt zwischen Nauheim
u. Ginsheim, bei der der Verbrauch des L 25 genau festgestellt wird. Kommandant und Wehrführung bleiben im Amt.

1951: 70-jähriges Jubiläum

Die Ginsheimer Feuerwehr feierte vom 7. bis 9. Juli 1951 ihr 70-jähriges Bestehen. Das Jubiläum wird mit einem Festumzug der Feuerwehr und der Ortsvereine und in einem Festzelt gefeiert. Außerdem finden Schauübungen der Feuerwehren aus Ginsheim, Gustavsburg (MAN), Bauschheim und Rüsselsheim und dem Roten Kreuz statt.

1952-1956: Satzungsänderung, neue Wehrleitung

1952 wird Wilhelm Treusch neue Kommandant der Ginsheimer Feuerwehr, da sein Vorgänger Justus Rauch sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegte. Der neue Vorstand änderte mit Wirkung zum 1. Februar 1952 die alte Satzung von 1914.

Am 1. Januar 1956 wird Wilhelm Rauch stellvertretender Kommandant der Ginsheimer Wehr und er wird dieses Amt 22 Jahre lang ausüben. Der Bruder des Großvaters von Wilhelm Rauch war Philipp Rauch I., der Gründer der Ginsheimer Feuerwehr.

1957-1958: neues Löschgruppenfahrzeug LF 8

links im Bild: LF 8 (Opel Blitz)

Im August 1957 wird bei einer Inspektion der Ginsheimer Feuerwehr durch die Brandschutzkammer Darmstadt der Zustand des Löschfahrzeugs (LF) 25 und der beiden Trag-
kraftspritzen (TS) 8 bemängelt.

Die Gemeinde beschließt daraufhin, eine TS 8 überholen zu lassen und die zweite Tragkraftspritze zu verkaufen. Als Ersatz sollte ein komplett neues Löschfahrzeug angeschafft werden.

Im März 1958 stimmt die Brandschutzkammer diesem Beschluss zu: „für den Ortsteil Ginsheim wird die Beschaffung eines Löschfahrzeugs LF 8/TS mit Vorbaupumpe und einge-
schobener Tragkraftspritze als den örtlichen Verhältnissen entsprechend für dringend erforderlich gehalten“.

Im Juni 1958 erhält die Feuerwehr von der Kammer einen Zuschuss von 5.400 Mark für den Kauf des neues Löschfahrzeugs.

Auch der Gemeindevorstand stimmt der Anschaffung zu, zumal die Finanzierung des neuen Fahrzeugs „bis auf einen kleinen Rest“ gesichert ist. Das neue Löschgruppenfahrzeug (LF) 8 wird mit einem Aufbau der Firma Ziegler versehen, als Basis dient ein Fahrgestell des Typs Opel Blitz.

1958: neuer Kommandant, Ausmusterung des LF 25

Georg Stippler wird 1958 Kommandant des Ginsheimer Feuerwehr. Er wird diesen Posten 25 Jahre lang begleiten,
den Posten als Oberbrandmeister sogar 30 Jahre (1958 - 1988) lang.

Nach Erhalt des neuen Löschgruppenfahrzeugs 8 wird am 10. November 1958 das alte LF 25 außer Dienst gestellt.
Das Fahrzeug wird ohne Motor für 150 Mark nach Rüsselsheim verkauft. Der Motor geht für 500 Mark an die Gins-
heimer Reederei Schrepfer, die das 105 PS starke Aggregat zukünftig als Antrieb für die „Rheinperle“ nutzt.

1961-1965: 80-jähriges Jubiläum, Umbau des Gerätehauses, Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) 8

Zum 80-jährigen Jubiläum veranstaltet die Ginsheimer Feuerwehr zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr aus Bischofsheim und der Werksfeuerwehr der MAN Katastrophenübungen auf dem Altrhein.

Als am 29. Dezember 1961 die Feuerwehrleute die Trockenanlage nach einem Einsatz aufräumen, stürzen kurz nach Mitternacht die Feuerwehrschläuche (ca. 500 kg Schlauchmaterial) aus 10 Meter Höhe herab. Zum Glück wird dabei niemand verletzt.

Beispiel eines TSF [Bildnachweis]

Da die Feuerwehr bereits vorher die Gemeinde warnte, dass die Unfallverhütungsvorschriften wegen techn. Mängel der Schlauchtrocknung nicht mehr eingehalten werden konnten, lässt die Gemeinde im Januar 1962 die Anlage reparieren und von der Berufsgenossenschaft abnehmen.

Der Umbau (dritte Ausbaustufe) des Gerätehauses in der Schulstraße beginnt 1963 und dauert bis 1965 an. In dieser Zeit wurden die Fahrzeuge sogar in Scheunen der Landwirte untergestellt.

Ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug vom Typ TSF 8 wird am 13. Oktober 1963 im Rahmen der Jahresabschlussübung an
die Ginsheimer Feuerwehr übergeben. Die Wehr hat damit wieder zwei Fahrzeuge im Einsatz. Die Premiere des neuen Fahrzeugs findet bei einer Übung der neuen Mühle von Philipp Ittner statt, die zusammen mit der Feuerwehr Bischofsheim und der Werksfeuerwehr der MAN durchgeführt wurde.

1964 bekommt die neue Freiwillige Feuerwehr Gustavsburg ihr erstes Fahrzeug. Für diese Anschaffung eines Trag-
kraftspritzenfahrzeugs vom Typ TSF-T zahlt die Brandversicherungskammer einen Zuschuss von 2.600 Mark.

1966: Gründung der Jugendfeuerwehr

1966 gründet Kommandant Georg Stippler die Ginsheimer Jugendfeuerwehr.

1968: neue Alarmierung mit zentraler Steuerung

Ortsbrandmeister Georg Stippler forderte 1968 eine zentrale und gekoppelte Bedienung der Ginsheimer Sirenen. Daraufhin wird eine zentrale Steuerung der Sirenen im Gerätehaus eingeführt, damit niemand mehr die einzelnen Feuermelder anfahren muss, um das Signal zu geben.

1971: Alternative zum Wehrdienst

Der Ginsheimer Heinrich Volz verpflichtet sich 1971 für 10 Jahre zum ehrenamtlichen Dienst bei der Feuerwehr. Der 1953 geborene Ginsheimer erinnert sich: „Das war eine Alternative zum Wehrdienst, so kam ich zum Grundlehrgang und später zum aktiven Dienst bei der Feuerwehr. In meinem Jahrgang waren wir 3 Männer, die so zur Feuerwehr gekommen sind.“

1981: 100-jähriges Jubiläum

TLF 16/25 (im Einsatz 1971-1996)

Das Fest für das 100-jähriges Bestehen beginnt am Himmel-
fahrtstag mit einem „Vatertags- und Bürgerfrühschoppen“ im Festzelt und am Nachmittag spielt die Band „Hu-Scha-Kombo“.

Der zweite Tag des Jubiläums wird mit einem Umzug eröffnet, zu dessen Höhepunkten das sechsspännige Pferdefuhrwerk
der Binding-Brauerei gehörte. Danach wird bis in die Nacht zur Musik der „Les Rubis“ getanzt.

Die feierliche Bannerweihe mit ökumenischem Gottesdienst im Bürgerhaus finden am dritten Tag statt.

Am vierten Tag findet ein weiterer Festumzug mit den Orts-
vereinen und befreundeter Feuerwehren und anschließendem Jubiläumsfrühschoppen statt.

1985: neues Löschgruppenfahrzeug (LF) 16

LF 16-12 (im Einsatz 1985-2011)

Eigentlich sollte die Ginsheimer Feuerwehr zu ihrem 100-jährigen Geburtstag ein neues Löschfahrzeug bekommen.


Auf dem innovativen Frontlenker-Fahrgestell der MAN wurden jedoch noch keine Feuerwehrwagen aufgebaut.

Doch der Gustavsburger Fahrzeug-Hersteller zeigt sich groß-
zügig gegenüber den Ginsheimer Feuerwehrleuten:


so erhält die Ginsheimer Wehr zunächst leihweise für einige Wochen ein TLF-16, danach ebenfalls als kostenlose Leihgabe ein LF-16.

Am 18. November 1985 erhalt die Ginsheimer Feuerwehr endlich ihr neues Löschgruppenfahrzeug (LF) 16 auf MAN-Fahrgestell. Es ist das erste seiner Art auf dem neuen MAN-Frontlenker-Fahrgestell. Die Kosten für das neue Fahrzeug betragen 272.000 Mark.

1988: Jahrhunderthochwasser

1988 steht der Rhein nur wenige Zentimeter unter der Deichkrone, Die Ginsheimer Wehr versorgt in dieser Zeit die Gehöfte auf den Auen mit Lebensmitteln und schützt den Hochwasserdamm. Seit 18 Jahren wird erstmals wieder eine Dammwache eingeteilt, die aus Ginsheimer Bürgern und Feuerwehrleuten besteht.

1991: 100-jähriges Jubiläum, neues Tragkraftspritzenfahrzeug mit Tank

TSF-W von 1991

Im Januar 1991 bricht ein Feuer im Schwarzbach-Pumpwerk aus.

Da dieses Pumpwerk das Hinterland des hessischen Rieds vor Hochwasser schützt, war nach den Löscharbeiten eine schnelle Reparatur notwendig.

Als erste Wehr im Kreis Groß-Gerau erhalt die Ginsheimer Feuerwehr ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit Tank vom Typ TSF-W.

Die Basis für das Tragkraftspritzenfahrzeug bildet ein Volks-
wagen LT und es gehört zu der ersten Serie, die das Land Hessen anschafft. Das neue Fahrzeug soll in Ginsheim primär für den Brandschutz auf der Nonnenaue eingesetzt werden.

Die Altrheinfähre war zu schwach ausgelegt, um die schweren Löschfahrzeuge übersetzen zu können.

1992-1993: neuer Lastwagen, neues Mehrzweckboot (MZB)

1992 erwirbt der Feuerwehrverein einen Lastkraftwagen für die Einsatzabteilung. Der ursprünglich weiß lackierte Mercedes-Benz (Baujahr 1989) wird rot lackiert und mit feuerwehrspezifischer Ausstattung versehen.

1993 erhält die Wehr ein neues 6,50 Meter langes Mehrzweckboot (MZB). Dieses Aluminiumboot mit Jet-Antrieb ersetzt das alte Boot aus den 1979er Jahren. Das neue Mehrzweckboot ist deutlich größer, robuster und durch den Jet-Antrieb vielseitiger einsetzbar.

1994-1996: erneute Erweiterung des Gerätehauses, neues Tanklöschfahrzeug TLF-16/25

TLF 16/25 von 1996

Trotz der bisherigen Erweiterungen (1928, 1965 und 1982) hat sich an den engen Platzverhältnissen des Gerätehauses nichts geändert.

Seit April 1994 wird nun wieder gebaut. Nun wird vor allem die alte Wohnung des Gerätewartes in Selbsthilfe umgebaut.

Es entstehen Büros und ein Versammlungsraum. Weiterhin entstehen ein neuer Funkraum, Küche und Sanitärräume und ein Raum für die Jugendwehr. Die neu gewonnene Fläche misst rund 177 Quadratmeter.

1996 wird der neue Umbau eingeweiht. Die Kosten von ca. 150.000 Mark trägt mit 120.000 Mark die Gemeinde und mit 30.000 Mark die Vereinskasse der Feuerwehr.

Bei einer Übung 1995 im Tanklager Gustavsburg zeigt sich wieder einmal die Notwendigkeit von 2 Feuerwehrstützpunkten: bei dieser Übung musste die Feuerwehr Gustavsburg viele kostbare Minuten an dem geschlossenen Bahnübergang warten.

Als Ersatz für den alten Wagen erhält die Ginsheimer Wehr 1996 ein neues Tanklöschfahrzeug Typ TLF-16/25.Das neue Fahrzeug wird mit 220 PS angetrieben, die Anschaffungskosten betragen 325.000 Mark.

1997: Großübung der Jugendfeuerwehr

Im September 1997 sorgen die 32 Mitglieder der Ginsheimer Jugendfeuerwehr für Aufmerksamkeit bei einer großen Übung an der katholischen Kirche Sankt Marien. Zusammen mit Jugendlichen und Kindern aus Gustavsburg und Bischofsheim simuliert die Jugendfeuerwehr einen großen Löschangriff auf das Gotteshaus.

Bei der von Georg Stippler im Jahr 1966 gegründeten Jugendwehr war 16 Jahre lang der spätere Wehrführer Heinz Walter Schmidt Jugendwart. Später folgten ihm Harald Stieglitz und Marcel Kaiser.

2001: die Feuerwehr geht ins Netz

Im Mai 2001 geht die Feuerwehr online: Unter der URL http://www.feuerwehr-gigu.de informiert die Wehr über vor-
beugende Brandschutzmaßnahmen und bietet aktuelle Informationen rund um die Feuerwehren der Doppelgemeinde.

2003: zwei Feuerwehren für Ginsheim-Gustavsburg

Jahrelang wurde darüber diskutiert, beide Ortsteilfeuerwehren zusammenzulegen. Bürgermeister Richard v. Neumann macht im Oktober 2003 dieser Debatte ein Ende: das Land schreibt vor, dass die Feuerwehr innerhalb von 10 Minuten am Einsatzort sein muss. Die Brandschützer können diese Ausrückzeit jedoch nur einhalten, wenn weiterhin zwei Feuerwehren in den beiden Ortsteilen den ehrenamtlichen Brandschutz übernehmen.

2006: 125-jähriges Jubiläum

Im Mai 2006 war es soweit - die Ginsheimer Brandschützer konnten ihr 125-jähriges Jubiläum feiern und stolz auf
ihre 125-jährige Geschichte zurückblicken.

Schlusswort

Diese Chronik beruht auf den schriftlichen Chroniken der Freiwilligen Feuerwehr Ginsheim und Chroniken der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg (siehe Fußnoten).

Unsere Chronik endet 2006, da uns für den Zeitraum von 2006 bis heute (2012) keine weiteren Informationen vorliegen. Sobald uns weitere Informationen vorliegen, werden wir diese Chronik entsprechend ergänzen


Literaturhinweise:

  1. Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr Ginsheim zum 70-jährigen Bestehen - von 1951
  2. Die Feuerwehr Ginsheim im Wandel der Zeit - von 2006 - Freiwillige Feuerwehr Ginsheim
  3. Das Leben in Ginsheim-Gustavsburg im Wandel der Zeit der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg von 2005
  4. Deutsche Wikipedia