Die "Ginsemer Schwarzbach"


der Schwarzbach bei Hochwasser

 

Das Schwarzbachproblem [1]

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Schwarzbach mit kleinen Schiffen und Ruderbooten befahren. Der Fluss war seit dem Frühmittelalter wegen seines Fischreichtums ein ständiges Streitobjekt zwischen angrenzenden Gemeinden und feudalen Herrschaften.

Schwarzbach Verlaufskarte

Schwarzbach Verlaufskarte [Bildnachweis]

Im Jahre 1859 wurde der Schwarzbach begradigt und 1878 wurde die große Ginsheimer Schleuse gebaut.

Das erste große Fischsterben wurde, wie schriftliche Quellen belegen, bereits am 03. November 1884 gemeldet. Wie sich herausstellte, war der Verursacher die Zuckerfabrik Groß-Gerau, die das Fischsterben durch Abfallstoffe verursachte.

Obwohl die betroffenen Fischereipächter Klage einreichten, wurde diese von den zuständigen Behörden abgewiesen. Erst um die Jahrhundertwende wurde das jährlich wiederkehrende Fischsterben durch die Inbetriebnahme einer Kläranlage der Zuckerfabrik gemildert.

In den Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg wurde das Abwasser von Industriebetrieben aus Darmstadt ungefiltert in den Schwarzbach eingelassen, was wesentlich zur Verschlammung des Schwarzbaches und des Altrheins bei Ginsheim beigetragen hat.

Erschwert wurde das Problem der Verschlammung außerdem durch die Erhöhung des Steindamms im Jahr 1893 von 1,50 m auf 2,80 m über Null. Durch diese Erhöhung wurde der Schwarzbach und der Altrhein im Mündungsbereich zu
einem stehenden Gewässer.

Bereits 1903 richtete die Ginsheimer Ortsverwaltung ein Gesuch an das Ministerium des Innern, den Steindamm zu öffnen, um der Schlammablagerung vorzubeugen. Das Projekt der Gemeindeverwaltung Ginsheim von 1913, eine Rinne in den Altrhein von der Mündung bis zum Steindamm zu graben, wurde mangels Hilfsbereitschaft seitens des
Wasserbauamtes und der zuständigen Ministerien nicht realisiert. Der vor dem 1. Weltkrieg gegründete Ginsheimer
Bürgerverein wandte sich 1913 an das Ministerium der Finanzen, Abteilung Bauwesen, am Hadersandkopf einige
Zementröhren in den Steindamm zu verlegen, um dem Altrhein wieder frisches Wasser zuführen zu können.

Nach dem 1. Weltkrieg griff der damalige Ginsheimer Bürgermeister, Peter Laun, dieses Thema wieder auf und die Gemeindevertretung ließ 1924 eine begrenzte Ausbaggerung des Altrheins durch den Ginsheimer Baggerunternehmer
Schrepfer durchführen.

In der Denkschrift Der Altrhein - was er war, was er ist und was er werden soll verlangte die Gemeindeverwaltung
1928 effektive Lösungen, um die geschätzten 60.000 Kubikmeter Schlamm aus dem Altrhein zu entfernen und den
Steindamm zu öffnen. Die Gemeindeverwaltung schlug vor, dass die Arbeiten von einem Baggerunternehmen durch-
geführt werden sollten, das auch das Nutzungsrecht auf das Sandvorkommen im Altrhein, welches mit mindestens 200.000 Reichsmark bewertet wurde, erhalten sollte. Die Denkschrift endete mit dem Satz Frisches Wasser ist unser Notschrei und fließendes Wasser für den Altrhein unsere Lösung.

Die zuständige Behörde für dieses Projekt, das Wasserbauamt Mainz, befürwortete zwar die Ausbaggerung, die Öffnung des Steindammes wurde jedoch abgelehnt.

Von 1930 bis 1945 gehörte Ginsheim zu Mainz, und daher war in dieser Zeit die Mainzer Stadtverwaltung für die Verunreinigungen der Schwarzbach verantwortlich. Erwartungegemäß protestierten die Mainzer gegen das Fisch-
sterben 1930 und 1936 bei den zuständigen Behörden in Groß-Gerau und Darmstadt. Sie versuchten außerdem, die Zuckerfabrik in Groß-Gerau zu zwingen, die Umweltbestimmungen einzuhalten.

1932 arbeitete der Ortsvorsteher Laun 2 neue Vorschläge aus: so sollte entweder die Schwarzbachmündung einige 100 Meter flußaufwärts verlegt oder ein 1,7 km langer Kanal unterhalb des Steindamms gebaut werden, um die Strömung im Altrhein zu erhöhen. Realisiert werden sollten diese Pläne durch den freiwilligen Arbeitsdienst.

1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, zeichnete sich der neue Ortsvorsteher Eitel für das Schwarz-
bachproblem verantwortlich. Zwar verurteilte auch er mit kantigen Sprüchen das Fischsterben von 1937, ermunterte jedoch gleichzeitig die Ginsheimer Bürger, die noch nicht ganz verendeten Fische zu verzehren!

Nach dem 2. Weltkrieg führte der damalige Bürgermeister Willi Bender den Kampf für einen sauberen Schwarzbach weiter, jedoch leider ohne Erfolg. Durch Untersuchungen behördlicher Stellen in Darmstadt und Groß-Gerau konnte 1954 der Chemiekonzern Merck als Verursacher weiterer Fischsterben (im Januar und Mai 1954) ermittelt werden,
da dieser Konzern seine Produktionsabwässer einfach ungeklärt auf umliegenden Agrarflächen und dem Vorflutsys-
tem der Schwarzbach zugeführt hatte.

Das große Interesse der Medien und der Unmut der Bevölkerung zwangen nun endlich die bisher zögerlichen Kreis- und Regierungsbehörden zum Handeln: 1954 wurde Ausbaggerungsplan des Wasser- und Schifffahrtsamtes Mainz zwar wegen der hohen Kosten abgelehnt, jedoch nach weiteren Diskussionen im Sommer 1959 endlich in die Tat umgesetzt. Obwohl damals mehr als 100.000 Kubikmeter Giftschlamm ausgebaggert wurden, wurde bereits beim nächsten Fischsterben 1961 festgestellt, das die Verschlammung der Schwarzmündung erneut riesige Ausmaße angenommen hatte.

Durch einen folgenschweren Zwischenfall im September 1962, bei dem große Mengen des Farbstoffes Uranin der Firma Merck den Schwarzbach giftig grün einfärbte, wurde das Schwarzbachproblem auf Bundesebene bekannt.
Obwohl dieses Uranin nocht giftig gewesen sein soll, zeigte eine Untersuchung an Ginsheimern Schulkindern, dass zwanzig Prozent von 524 Kindern über starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen klagten.

Im Sommer 1963 forderten einige Schwarzbach-Anwohner aufgrund gesundheitlicher Probleme einen alternativen
Wohnraum, um der verpesteten Luft an der Schwarzbach zu entrinnen. Daraufhin beschlossen Vertreter des Bundes-
gesundheitsministeriums, des Ministerpräsidenten und des Landrates einen Plan, der langfristig den Aufbau eines Abwassersystems der anliegenden Industriebetriebe und Gemeinden vorsah. Auch wurde der Bau eines Rohrkanals unter dem Steindamm, ein Verbot der Schlammableitung in kommunale Kläranlagen und weitere Baggerarbeiten am Altrhein beschlossen.

Im Juni 1963 begannen die Baggerarbeiten. Da die Kosten hierfür jedoch auf 30 Millionen Mark geschätzt wurden, wurde der Bau des Rohrkanals unter dem Steindamm erneut verworfen.

Einen wichtigen Teilerfolg erzielten die Schwarzbachgemeinden durch die Inbetriebnahme des neuen Klärwerks der
Firma Merck, dass diese für 23 Millionen Mark erbaute. Mehrere Messungen ergaben jedoch, dass diese Kläranlage
5% der Giftstoffe nicht zurückhalten konnte und daher den Verseuchungsgrad des Altrheins nicht vollständig beheben
konnten.

Nach einem Bericht des Spiegels (Nr. 18 vom 28.04.1975), der auf einer Untersuchung des Instituts für Mineralogie
und Petrographie der Mainzer Universität basiert, war der Altrhein damals das giftigste Gewässer Westdeutschlands.

der alte Mühlkanal

Mühlkanal, Verbindung von Alt- und Großrhein

In einer Studie des hess. Landwirtschafts- und Umwelt-
ministeriums von 1977 wird als Sanierungsmaßnahme
eine weitere Entschlammung des Altrheins und die Auffüllung des Mühlkanals aus dem Jahr 1889 empfohlen.

Der Mühlkanal wurde nämlich von einigen Experten für die Schlammablagerungen im Altrhein verantwortlich gemacht. Leider wurden die über 60.000 Kubikmeter Schlamm nicht entsorgt, sondern in den Mühlkanal geschüttet.

Die in den folgenden Jahrzehnten ausgebauten Abwasser-
und Kläranlagen der Gemeinden und Industriebetriebe trugen
viel für die Verbesserung der Wasserqualität des Schwarz-
bachs bei.

Sie lösten jedoch bis heute nicht die Frage der Ablagerung der Schlämme im Bereich der Schwarzbachmündung in den Altrhein.

Die Gemeinde hat in den letzten Jahren viele Gutachten erstellen lassen, die Umfang und Belastung der Altrhein-
schlämme feststellen und die Sanierungsverantwortung klären sollten. Zwar haben alle Gutachten den Bund als
Träger der Hauptlast der Altrheinsanierung vorgesehen, aber das Bundesministerium für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen erklärte am Vorabend der Altrheinkonferenz vom 15. September 2003, dass seine Zuständigkeit
sich nur auf die "Erhaltung eines ordnungsgemäßen Zustandes für den Wasserfluss" begrenze.

Die Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg legte bei dieser Konferenz ein Entsorgungs- und Finanzierungskonzept vor,
das eine Entnahme der über 500 m langen Schlammbank in Höhe der Ortslage Ginsheim bis spätestens im Winter 2004/2005 vorsah.

Nach langem politischen Tauziehen gelang es Ende 2004, das Projekt "Schlammentnahme" auf den Weg zu bringen und die Finanzierung der knapp 1 Mio. teuren Entsorgung auf mehrere Schultern zu verteilen. Anfang Januar 2005
wurde zum ersten Mal seit 1980 wieder am Ginsheimer Altrhein gebaggert.


Aktuelle Daten zum Schwarzbach [2]

(Quelle: Wikipedia, Stand: April 2012)

Der Schwarzbach ist ein insgesamt 43 km (mit Gundbach) langer rechter Zufluss des Rheins im Hessischen Ried.

Der Schwarzbach hat keine eigene Quelle, sondern entsteht am Jagdschloss Mönchbruch, unmittelbar an der Bundesstraße 486, aus dem Zusammenfluss von Gundbach und Geräthsbach.

Der deutlich längere Gundbach entspringt als Hengstbach südlich von Dietzenbach-Hexenberg in einem sumpfigen, waldnahen Gebiet. Seine Quelle ist nicht gefasst und nur schwer erreichbar. Der Schwarzbach fließt nach seinem Ursprung aus Gundbach und Geräthsbach durch den Treburer Unterwald und den Teichwald, bevor das Bachbett durch Nauheim hindurchführt.

In Nauheim befindet sich eine Pegelmessstelle des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (HLUG). Der Pegelnullpunkt befindet sich auf genau 85,91 m ü.NN. Etwa 2,5 km westlich von Groß-Gerau mündet der aus Darmstadt-Arheilgen kommende und durch Groß-Gerau fließende Mühlbach in den Schwarzbach. Südwestlich von Trebur fließt der zwischen Griesheim und Wolfskehlen entspringende Landgraben in den Schwarzbach. Südlich an Trebur vorbei fließt der Schwarzbach dann weiter in Richtung Westen zum Rhein hin.

Bei Astheim knickt er dann nach Norden ab, um dann südlich von Ginsheim in den Ginsheimer Altrhein – einen Seitenarm des Rheins – zu münden. Der Altrhein ist nach 1,5 km wieder mit dem Rhein verbunden. Südöstlich von Ginsheim liegt ein Hochwassersperrwerk/Pumpwerk, welches bei Hochwasser des Rheins geschlossen wird und das
im Schwarzbach sich anstauende Wasser über den Deich pumpt.

Wasserqualität

Der Schwarzbach weist eine im Landesvergleich hohe Belastung mit Schwermetallen auf. Er hat von den hessischen Gewässern den höchsten Gehalt an Quecksilber (4- bis 8-facher Wert der Zielvorgabe). Die hohen Quecksilberwerte kommen aus dem Landgraben, der offensichtlich durch Sedimente früherer industrieller Einleitungen stark belastet ist.

Beim Gehalt des Schwermetalles Cadmium ist der Schwarzbach ebenfalls hessischer Spitzenreiter. Die Ursache liegt hier in den Zuflüssen Gundbach und Geräthsbach, die offensichtlich ebenfalls durch Sedimentablagerungen früherer industrieller Eintragungen belastet sind.

Auch bei der Blei- und Kupfer-Belastung gehört der Schwarzbach zu den am stärksten belasteten Bächen in Hessen. Bei Chrom, Arsen, Zink und Nickel sind die Werte dagegen im Bereich des Landesdurchschnittes.


Literaturhinweise:

  1. Das Leben in Ginsheim-Gustavsburg im Wandel der Zeit von 2005
  2. Wikipedia: Schwarzbach (Ried)