Die Ginsheimer Kerb

(Kerwespruch von Georg Dauborn† sen. von 1939)

Kerweborsch von 1921 (Bildrechte: Thomas Schäfer)

 

Kerwspruch von 1913

(damals vorgetragen von Adam Kirschner)

Wie es alljährlich schöner Brauch, begrüßen wir Euch heute auch.
Als Kerweborsch stellen wir uns vor, und bitten: leiht meinem Spruch Eier Ohr.
Beherzigt das, was ich Euch sag‘, dann wird genussreich für alle dieser Tag.

Wie zu allem in der Welt, braucht man zum Kerwefeiern tüchtig Geld.
In allen Sälen Groß und Klein, ladet zum Tanzen die Musik ein.
Auf dem Juxplatz ist der Trubel groß, wie leicht wird man da ein Goldstück los.

Drum bitte ich die ältren Leut‘, gedenket der eigenen Jugendzeit.
Wie Ihr Euch da auf die Kerb gefreut. Drum öffnet nun den Geldbeutel weit!

Mit 40, 50 Mark ich wett, feiern Eure Söhne schon ganz nett.
Drum Ihr Väter, lasst Euch nicht lumpen, sonst müssen Eure Buben am End noch pumpen.
Steckt ihnen tüchtig Geld in die Tasche hinein, und drauf muss einmal getrunken sein.

Kamerad schenk ein, ein Gläschen Wein, das soll Herrn Gastwirt: XX[1] dargebracht sein.
Und so rufet mit mir noch: Herr XX[1] und Familie, sie leben hoch, hoch, hoch!

Ohne Damen kein Vergnügen, doch ich müsst gewaltig lügen,
wollt ich behaupten hier, die Ginsheimer Mädchen machen uns Pläsier.

Sie, die sonst so lieblich und adrett, sind zu uns meistens gar nicht nett.
Gegen Fremde sind sie ja freundlich genug, ganz besonders zu denen vom „zweierlei Tuch“,
denn als die 87er neulich draußen kampierten, sich unsre Mädchen kein bisschen genierten.

Zu Haus und im Feld blieb alles liegen, sie dachten: man immer rein ins Vergnügen!
In der Sandkaut ging bald alles drunter und drüber, man tanzte Wackeltanz und auch den Schieber.
Und immer höher stieg die Heiterkeit, doch darüber schweige ich aus Höflichkeit!
Über solche Sachen tut man am besten lachen.

Doch zum heutigen Feste, hoffen wir von ihnen das Beste:
dass Sie uns mit ihrer Huld beglücken, und nicht zu viel nach den Anderen blicken.

Doch ich muss meinen Spruch jetzt schließen, vor Tanzlust juckts Euch ja schon in den Füßen.
Drum Musikanten spielt lustig und fein, die Kerweborsch in den Saal hinein.


  1. Name des jeweiligen Gastwirtes