Neues vom Stadtschreiber...


Bild von 1955: die Ginsemer Schließ

 

Die „Dohl“ und die „Schließ“

(von: Hans-Benno Hauf, Stadtschreiber in Ginsheim-Gustavsburg - veröffentlicht im Februar 2017)

Am 13. Dezember 1845 erkundigt sich der großherzoglich hessische Kreisrat des Kreises Groß-Gerau beim großherzoglich hessischen Bürgermeister zu Ginsheim danach, wo denn die von der am 14. Juli von der großherzoglich hessischen Oberbaudirektion in Darmstadt mit Auflagen[1] genehmigte neue „Röhrendohle“ durch den Rheindamm angelegt werden solle.

Woher kommt das Wort Dohle? Im Germanischen stand „dula“[2]für eine Rinne oder ein Graben, althochdeutsch wurde daraus „dola“. Und „Schließ“?

Hans Ittner leitet in seinem Büchlein „Alte Familiennamen in Ginsheim“ den Namen von „Schließen“ oder „Schleuse“ ab und es ist beides plausibel.

Wo finden wir in Ginsheim Dohl und Schließ? War die „Dohl“ in der Stegstraße und floss durch den südlichen Ortsdamm in den Beinegraben? War es die Straßenentwässerung der Hauptstraße und führte durch die „Schließ“ kurz vor der Stegstraße in den Schwarzbach?

Hieß gar die Rinne so, die von der heutigen Rheinstraße in Nähe des Naturfreundehauses in den Gänsruthengraben (Ruthengraben) führte? Oder ist etwa jede Entwässerungsrinne, die in die Gräben rund um das alte Ginsheim führte, allgemein „Dohl“ genannt worden?

der damalige Plan - Bildrechte: HVV Ginsheim

Am 26. Juli 1910 genehmigt das Großherzogliche Wasserbauamt Mainz[3] der Gemeinde die Anlage eines Röhrendurchlasses im Ginsheimer Ortsdamm zwecks Entwässerung der südlichen Ortsstraßen mit der Auflage, das Tonrohr wasserseitig mit einer eisernen Verschlussvorrichtung (Klappe) zu versehen.

Der Plan[4] zeigt die Lage des Rohrdurchlasses (heute Birkendämmchen) am Ende der „neuen Straße“ (heute Harteneckstraße) mit dem Straßeneinlauf in der Stegstraße nahe dem ehemaligen Turnplatz.

Für die Verlegung der Schließe im Ortsdamm und Veränderung der Pflasterlage in der in der Hauptstraße und der Kirchgasse veranschlagt die Gemeinde in einer detaillierten Aufstellung am 23. März 1877[5] Kosten in Höhe von 5700 Mark.

Hans Ittner schreibt: Die Schließ war ein Regenabflusskanal in der Zeit, als es noch keine Kanalisation gab. Sie hatte einen Durchmesser von ca. einem Meter und musste bei anhaltendem Regenwetter die gesamten Wassermassen der Hauptstraße und der einmündenden Nebenstraßen aufnehmen und ableiten. Genau dieser Schließ gegenüber befindet sich das Bauerngehöft von Philipp Hübner und der ihm und dem Haus anhaftende Name war naturbedingt „Schließe-Hiewener“.


Quellen:

  1. Öffnen und Schließen der Anlage nur durch autorisierte Dammwärter
  2. Gerhard Köbler, Althochdeutsches Wörterbuch
  3. historisches Archiv Ginsheim-Gustavsburg
  4. historisches Archiv Ginsheim-Gustavsburg
  5. historisches Archiv Ginsheim-Gustavsburg